Die Anfänge des SES
Wasser ist wertvoll
Wasser ist wertvoll. Doch Viele sind sich der Bedeutung von Trinkwasser heute nicht mehr bewußt. Da wir gewöhnlich jedes Gut nach seinem Preis bemessen, entgeht uns der wahre Wert des Wassers.
Unsere Vorfahren hingegen kannten den wahren Wert des Trinkwassers. Ende des 19. Jahrhunderts war Trinkwasser rar. Die Gemeinden sorgten für die Verteilung des Wassers durch den Bau von lokalen Brunnen oder Wasseranschlüssen. Häufig hat man sich jedoch einfach am nächsten Fluß bedient.
Leider war das Wasser, trotz einer noch weitgehend intakten Umwelt, oft durch Abwässer verschmutzt, die sich ungeklärt in die Flüsse ergossen oder ins Grundwasser eindrangen. Zu diesem Qualitätsproblem kam die Entwicklung der Stahlindustrie im Süden des Landes hinzu, durch die der Wasserbedarf rapide anstieg.
Die vorbereitenden Arbeiten
„Wenn die Aufgaben die Kräfte des Einzelnen überschreiten, bleibt nur die kollektive Zusammenarbeit.“
Pierre Frieden (Regierungspräsident) im Jahre 1983
Die ersten Hinweise darauf, das Problem der Trinkwasserversorgung der Ortschaften des Erzbeckens auf dem Weg einer Vereinigung der Gemeinden zu lösen, geht auf die Arbeit der Sonderkommission zurück, die auf ministerielle Anordnung vom 23. Dezember 1898 eingesetzt wurde „ ... um die Ortschaften des Bergbaureviers mit Trinkwasser auszustatten“.
Das Gesetz vom 14. Februar 1900 bezüglich der kommunalen Verbände schuf die Rechtsgrundlage für das heutige Syndicat des Eaux du Sud. Dieses Gesetz erlaubt es den Gemeinden, sich für große Projekte im öffentlichen und interkommunalen Interesse, deren Realisation die finanziellen Mittel der einzelnen Gemeinden überschreiten, zusammenzuschließen.
Die Kantonsversammlung vom 4. Oktober 1904 empfiehlt der Regierung „... eine Sonderkommission mit einer Studie über die Frage der Errichtung einer interkommunalen Wasserleitung für den gesamten Kanton zu beauftragen ...“.
Die Hauptverantwortlichen für diese gemeindeübergreifende Studie sind Louis Klein, Ingenieur im Landwirtschaftsamt, der weitreichende praktische Erfahrungen im Ausland gesammelt hatte, bevor er 1901 nach Luxembourg zurückgekehrt war, für den technischen Bereich und für den administrativen Bereich Pierre Braun, seit 1902 Distriktskommissar.
Die Gründung des SES
Pierre Braun und Louis Klein arbeiten vier Jahre lang an der Lösung zahlreicher technischer, finanzieller und administrativer Probleme, die diesem ganz neuen Unternehmen der interkommunalen Entwicklung im Weg stehen. Um die Räte der verschiedenen Kommunen zu überzeugen, ist die Mitwirkung der Industrieunternehmen dringend erforderlich.
Im Jahre 1908 sprechen sich elf Gemeinden für die Gründung des neuen Syndikats aus (in alphabetischer Reihenfolge):
Bascharage mit Ortschaften Bascharage und Hautcharage,
Bettembourg mit all seinen Ortschaften,
Differdange mit den Ortschaften Differdange, Niederkorn und Oberkorn,
Dippach mit all seinen Ortschaften,
Esch-sur-Alzette, für die Stadt mit Ausnahme von Lallange,
Mondercange mit all seinen Ortschaften,
Pétange mit den Ortschaften Lamadelaine und Rodange,
Reckange-sur-Mess mit den Ortschaften Ehlange, Limpach, Reckange, Roedgen und Wickrange,
Rumelange, einzelne Ortschaft,
Sanem mit all seinen Ortschaften,
Schifflange, einzelne Ortschaft.
Am 8. Juni 1908 wird das Syndicat des Eaux du Sud, abgekürzt SES, als erster Gemeindeverband gegründet.
Er trägt den Namen „Kommunalverband für Wasserversorgung der Ortschaften der Kantone Capellen und Esch a. d. Alzette“ bzw. „Syndicat de Communes pour l'Etablissement et l'Exploitation d'une Conduite d'Eau intercommunale pour les Cantons de Capellen et d' Esch-sur-Alzette“.
Die Eröffnung des SES wird 1911 in Koerich in Anwesenheit der Großherzogin Marie-Adelaïde gefeiert.